Charakter- und Bewusstseinsarbeit

Der Wechsel von einer privaten zu einer kommunitären Lebensweise ist ein radikaler Schritt, ein fundamentaler Paradigmenwechsel von der Frage „Was bekomme ich?“ zur Frage „Wie kann ich meine kreative Kraft zum Wohle aller entfalten?“ Es bedeutet, andere am eigenen Leben teilhaben und in Entscheidungsfindungen mitwirken zu lassen. Es bedeutet auch, Tarnungen, Täuschungen und Verteidigungsmechanismen aufzugeben, Vertrauen zu lernen und sich den Anderen zu offenbaren. Wir meinen damit keine individuelle Therapie, sondern schöpferische Teilnahme an einer Vertrauensgemeinschaft – wodurch das isolierte Ego in einem “kommunitären Selbst” aufgeht, einem Zusammenschluss von authentischen, autonomen Menschen.

Konzept

Es ist eine tiefe Entscheidung, eine funktionierende Gemeinschaft aufbauen zu wollen. Schätzungsweise bleibt nur eine von sieben Gemeinschaften länger als drei Jahre bestehen. Die meisten Gemeinschaften scheitern nicht an äußeren Widrigkeiten, sondern v.a. daran, dass zwischenmenschliche Schattenseiten überhand nehmen und Konflikte um Macht, Sex, Liebe und Geld unlösbar werden. Gemeinschaft ist ein tiefer Traum und ein großes Versprechen, konfrontiert uns jedoch gleichzeitig mit dem kollektiven Trauma, das wir Menschen alle in uns tragen: tiefsitzende Angst, Misstrauen und Widerstand gegen die Liebe. Der Erfolg einer Gemeinschaft hängt davon ab, ob es ihr gelingt, Wege zur Heilung des kollektiven Traumas zu entwickeln und unser Bewusstsein dafür zu sensibilisieren.

Im Aufbau einer Gemeinschaft berühren wir alle Grundfragen des Menschen, sowohl die Licht- als auch die Schattenseiten. Wenn wir die Erde vom Krieg befreien wollen, müssen wir Formen des Zusammenlebens finden, in der Menschen sich nicht mehr belügen müssen, oder dem anderen keine Schuld mehr zuschieben für die eigenen Fehler. Hier, in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, liegt ein wesentlicher Schlüssel für den notwendigen Systemwechsel vom Krieg zum Frieden. Eine Gemeinschaft, deren Mitglieder einander täuschen, wird zwangsläufig auseinanderbrechen. Eine Gruppe, die eines ihrer Mitglieder ausschließt und zum Sündenbock erklärt, trägt noch immer eine (latente) faschistische Struktur in sich. Deswegen arbeiten wir an sozialen Strukturen, in denen es möglich wird, die kollektiven Muster der Angst zu erkennen, zu verwandeln und sie durch Vertrauen zu ersetzen.

Erkenntnisse

  • Gemeinschaft beginnt mit Selbstveränderung und der Bereitschaft, selbst zu dem zu werden, was wir in der Welt sehen wollen. Gemeinschaft verlangt, Verantwortung für die eigenen Gedanken, Worte und Handlungen zu übernehmen und die negativen Strukturen, die wir in uns tragen, zu erkennen und zu transformieren.
  • Verantwortliche Teilnahme an der Gemeinschaft und an der Welt ist ein wesentlicher Schritt der Heilung. Es ist ein Schritt von der Isolation zur Wiederverbindung, dass wir unseren Platz einnehmen, von dem aus wir unseren kreativen Schatz zum Wohle aller entfalten können. Je mehr Menschen für eine gemeinsame Vision zusammenarbeiten, umso stärker ist die Kohärenz, welche die Gruppe aufbauen kann. Eine Gemeinschaft, die mit vereinten Kräften an einem globalen Ziel arbeitet, entfaltet eine enorme Kraft der Veränderung – in der Welt und in sich selbst.
  • Eine gesunde Gemeinschaft braucht Mitglieder, die sich füreinander durchschaubar machen und einander ehrlich und unterstützend rückkoppeln, was ihnen gefällt und was ihnen nicht gefällt, so wie jeder Organismus oder jedes System für ein gesundes Funktionieren Rückkoppelungsschleifen einbaut. Transparenz heißt, einander zu sagen, was wir wirklich denken und fühlen. Geschieht Transparenz im Vertrauen, dann befreit sie uns von der Angst und hilft uns, unser eigentliches Wesen zu entfalten. Wir haben ein tägliches Forum, einen geschützten Raum, in dem wir Wahrheiten aussprechen lernen und Rückkoppelungen geben, sodass sie nicht zu Verletzungen, sondern zu mehr Solidarität und gegenseitiger Unterstützung führen.
  • Charakterarbeit braucht ein Studium der historischen, politischen, sozialen, psychologischen und spirituellen Hintergründe der gegenwärtigen Situation der Menschheit. Wir brauchen ein Wissen darüber, welcher Systemwechsel erforderlich ist. Veränderung geschieht, wenn wir die globale Dimension verstehen und annehmen, die die Themen, Konflikte und Sehnsüchte, die wir in uns tragen, tatsächlich haben. Wenn wir anfangen zu begreifen, mit welchen Aspekten der Menschheit wir es zu tun haben, bleiben wir nicht mehr die Opfer der Vergangenheit. Diese Erkenntnis ist so fundamental, dass sie unser Leben zu verändern vermag.

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