Heilkräfte des Lebens

Die Saat keimt wie eh und je, Bäume wachsen und Blumen blühen. Die Sonne scheint wie vor tausend Jahren. Wie kommt es, daß nach fünftausendjährigem Patriarchat noch Vögel zwitschern, Kinder spielen und Liebende sich im siebten Himmel fühlen? Irgendetwas im Leben scheint sich unversehrt durchgehalten zu haben durch alle Qualen und Sackgassen der Geschichte. Etwas Heiles und Heiliges, etwas Ewiges vielleicht, das vom Kosmos kommt und nicht vom Menschen und das uns doch anvertraut ist bis in die tiefsten Wurzeln unserer Seele und unseres Leibes. Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen auf der Erde, der es nicht unbewußt kennt. Wir leben in der Gegenwart eines globalen Massakers an Mensch, Tier und Natur, wir leben aber offensichtlich auch in der Gegenwart einer gänzlich anderen, unversehrten, heiligen Welt. Heilung heißt, sich mit dieser anderen Welt, die unsere ursprünglichste und eigenste ist, wiederzuverbinden und sie voll ins irdische Leben zu bringen. (…)

Was ist das Leben?

Die menschliche Gesellschaft kann untergehen, das Leben nicht. Wir sollten uns darüber klar werden, daß das Leben eine kosmische Größe ist, die nicht gebunden ist an irgendwelche vom Menschen gesetzten Bedingungen. Das Leben ist nicht die Folge von etwas, sondern es ist der Urvorgang oder der „Urstoff“ des Universums. Das ganze Universum lebt. Das Leben ist nicht aus einer komplizierten Zusammensetzung der Materie hervorgegangen, sondern genau umgekehrt: diese komplizierten Eiweißmoleküle sind wie die Sterne, die Galaxien und alle materiellen Gebilde aus dem Leben hervorgegangen. Nicht hat die Materie in einem langen Evolutionsprozeß das Leben ausgebrütet, sondern das Leben hat in einem (weniger bekannten) Evolutionsprozeß die Materie ausgeschwitzt. Diese absolute Priorität des Lebens vor allen anderen Dingen gehört zu den im Moment aufleuchtenden Erkenntnissen, welche das bisherige Bild der modernen Naturwissenschaft bis in die Fundamente erschüttern. Das Leben ist kein materieller Vorgang, sondern ein universeller, kosmischer, spiritueller; es gehört aber zu seinen Eigentümlichkeiten, immer wieder auch in materiellem Gewand aufzutreten. Darin scheint ein ganz besonderer Schöpfungsgedanke zu liegen. Die Erde, unser Heimatplanet, scheint dazu auserkoren zu sein, diesen Gedanken zu verwirklichen.

Wir ahnen jetzt, welche Größe mit dem Begriff „Leben“ gemeint ist. Das ist die Dimension, in der die Heilung liegt. Lebenskräfte sind Heilungskräfte. Im Leben selbst steckt jener Weltvorgang, welcher jenseits aller Zerstörungen weiterwirkt wie die Sonne. Das Leben ist polar und gegensätzlich, aber im Leben selbst liegt die höhere Ordnungsebene der heiligen Matrix, auf der die Gegensätze nicht zerstörerisch, sondern schöpferisch wirken. Das Leben selbst enthält – für sich und seine Trillionen Geschöpfe – die Entelechie einer vollkommenen, heilvoll aufeinander abgestimmten Welt. Diese Entelechie steckt als universelle Grundinformation in jedem Saatkorn, in jeder Eizelle, in jedem Wesen. Es ist die heilige Matrix. Sie wirkt von selbst, wenn sie richtig angestoßen wird. Im Leben selbst liegen sämtliche Informationen, die eine Zelle, ein Organ, ein Organismus, eine Gemeinschaft für ihre Heilung brauchen. Dieser Gedanke war für mich trotz aller Vorerfahrungen so überwältigend, daß ich lange brauchte, um ihm zu gehorchen.

Das Leben selbst ist es. Ich bin mir klar darüber, daß diese schillernde Antwort einen unbeweisbaren, metaphysischen, fast sphinxhaften Charakter hat. Aber ist es nicht so, daß die Dinge nach außen immer unbeweisbarer und nach innen immer selbstoffenbarer werden, je mehr wir uns dem Zentrum nähern? (Ich weiß, wie diese Art von Argumentation mißbraucht werden kann und mißbraucht worden ist für die religiöse Verdummung des Menschen. Ich hoffe aber, daß durch die vielen anderen Argumente dieses Buches genügend rationaler Denkstoff vorliegt, um tiefer auf den Grund zu schauen.) Es ist die heilige Spur des Lebens selbst, welche die Heilung bringt für die, die sie zu gehen verstehen.

Erfahrungen mit Selbstheilung

Immer wieder haben wir die Heilungsvorgänge bei uns selbst studiert. Die Heilungskräfte sind immer präsent. In jedem Augenblick, wo wir aufhören, die autonomen Lebensvorgänge zu stören, beginnt der Prozeß der Selbstheilung. Wir erreichen das zum Beispiel, indem wir uns auf eine bestimmte Ruhefrequenz einstellen, etwa durch Gebet oder Heilungstrance. Es kann dabei zu erstaunlichen Spontanheilungen kommen, die man als „Wunderheilung“ bezeichnen möchte, wenn man nicht weiß, was dabei geschieht. Wir haben in einem Kreis von vierzig Menschen drei Jahre lang im Schwarzwald zusammengelebt und dabei erfolgreich mit der Methode der entelechialen Selbstheilung gearbeitet. Wir haben festgestellt, daß es für diesen Heilungsweg kaum objektive Grenzen gibt. Alle Grenzen, auf die wir stießen, waren von subjektiver Art, bedingt durch Unruhe, Ängstlichkeit oder Widerstand beim Heiler oder Patienten. Meine Partnerin hatte einen Unfall, bei dem sie beinahe ihren Daumen verloren hätte, der in einer zugeschlagenen Mercedes-Tür steckte. Er hing nur noch wie ein Lappen an ihrer Hand. Sie kannte den Heilmechanismus, schaltete sofort auf die „Heilungsfrequenz“, der Daumen straffte sich und war nach einer halben Stunde wieder vollkommen gesund. Ich weiß, wie schwer es ist, solche Dinge zu glauben, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Einige von uns hatten Unfälle, die sie kaum überlebt hätten, wenn nicht augenblicklich die innere Stimme die Regie übernommen hätte. Oft meldet sich die entelechiale Heilkraft durch die innere Stimme.

Es gibt auch im Heilungsbereich einen „archimedischen Punkt“. Wenn es gelänge, eine Situation herzustellen, in der auch nur einen Augenblick lang die Heilungsfrequenz in hoher Dosierung den ganzen Leib durchdringt, so wäre der Leib auf der Stelle gesund. Von dem katholischen Wallfahrtsort Lourdes werden solche Ereignisse berichtet, auch von den sogenannten „Geistheilern“ auf den Philippinen oder den Huna-Heilern auf Hawaii. Ich vermute, daß auch die sogenannten Wunderheilungen von Jesus auf diesem Wege zustande kamen. Das Hologramm eines heilen Lebens ist überall abrufbar. Die Grenzen liegen nur in den Beschränkungen unseres Wissens und Bewußtseins. Dieser Fehler dürfte korrigierbar sein, denn auch der Geist ist heilbar. Die Menschheit hat einige tausend Jahre damit verbracht, den Geist klein zu machen, die autonomen Lebensvorgänge zu unterdrücken und somit die natürlichen Heilkräfte auszuschalten. Wir tragen dieses Erbe der Geschichte in uns, wir werden deshalb ein Weilchen brauchen, um die selbstverursachten Grenzen wieder aufzulösen. Aber wir sind im Begriff, effiziente Methoden zu entwickeln. Wir kommen an dieser Aufgabe nicht mehr vorbei, denn ohne Heilung gibt es keinen Frieden.

Auszug aus dem Buch „Die heilige Matrix“ von Dieter Duhm

www.tamera.org