Grace-Pilgerschaften und Friedensarbeit in Krisengebieten

Seit den ersten Jahren des Jahrtausends engagieren wir uns für Friedensarbeit in Krisengebieten, vor allem in Israel-Palästina und Kolumbien. Wir unterstützen FriedensaktivistInnen und Gemeinschaften, richten internationale Treffen sowie Ausbildungsseminare aus und erarbeiten und stärken die Vision für eine gewaltfreie Zukunft. Seit 2005 unternahmen wir, initiiert und geleitet von Sabin Lichtenfels, verschiedene Pilgerschaften im Namen von „GRACE“ im Nahen Osten, Kolumbien und Portugal. Auch begehen wir jedes Jahr am 9. November den „Global Grace Day.”

„Diejenigen, die im Namen von GRACE unterwegs sind, kommen nicht um zu richten. Sie kommen nicht, um dem Land, dem Ort oder den Menschen eine neue Ideologie überzustülpen, sondern sie kommen im Dienst der Öffnung, der Wahrnehmung und Unterstützung. Grace horcht tief nach dem, was am meisten gebraucht wird. Im Namen von GRACE bin ich immer auf der Suche nach einer gewaltfreien Lösung, die Gerechtigkeit und Heilung schafft und allen Beteiligten dient.”

SABINE LICHTENFELS

Wir benutzen „GRACE“ als Erinnerung, um uns voll und ganz in unserer Beziehung zu uns selbst und mit anderen für Versöhnung einzusetzen. „GRACE“ besteht darin, sich mit der Kraft des Lebens selbst zu verbinden, die alle Mauern der Trennung auflöst und unsere gemeinsame Verantwortung weckt, der Erde und all ihren Wesen zu dienen.

Friedensarbeit in Krisengebieten

Unser Engagement in Krisengebieten begann Anfang des neuen Jahrtausends mit dem Aufbau des Instituts für Globale Friedensarbeit (IGF). Unsere erste Aufmerksamkeit galt dem Nahen Osten, wir unterstützten israelische und palästinensische Friedensarbeiter durch den Austausch von Visionen für einen authentischen Versöhnungsprozess. Wir boten Tamera als einen Ort für Inspiration und tiefen Austausch an, wo Menschen beider Seiten sich in einer Atmosphäre von Vertrauen und Empathie begegnen konnten und ihre Aufmerksamkeit auf die Heilung lenkten. Aus dieser Erfahrung entstand die Vision eines Friedensforschungszentrums im Nahen Osten als ein Beispiel für gewaltfreies Zusammenleben im Heiligen Land.

Seitdem arbeiten wir auch mit Partnern in Kolumbien, Brasilien, Kenia und Mexiko.

So unterschiedlich die Situation dort jeweils ist, wir richten unser Augenmerk immer auf:

  • die Unterstützung von Gemeinschaftsaufbau als Basis für die Etablierung von Versöhnung und Vertrauen
  • die Bildung tiefer Beziehungen in Solidarität, gegenseitiger Unterstützung und Austausch mit Friedensprojekten vor Ort, die in Richtung dezentraler Autonomie, Gemeinschaft und Kommunikation mit der Natur arbeiten
  • die Stärkung des Bewusstseins, dass wir alle Teil der Menschheit sind und Anteil am kollektiven Trauma haben, und dadurch die Überwindung Feindseligkeit und Rache
  • die Unterstützung der Vision einer neuen globalen Kultur gewaltfreien Zusammenlebens, in der es keine Verlierer mehr gibt

Grace-Pilgerschaften

2005 beschloss Sabin Lichtenfels, erschüttert durch die Drohungen eines Krieges gegen den Iran, selbst die „Veränderung zu sein, die sie in der Welt sehen wollte“. Sie ging auf eine Pilgerschaft ohne Geld, begann in Süddeutschland und wanderte hunderte von Kilometern immer Richtung Israel-Palästina. Sie widmete ihren Gang dem Wunsch, die inneren Muster der Gewalt zu transformieren und eine Friedensvision zu finden, durch die sie auch im Äußeren der Versöhnung und dem Frieden dienen konnte, wo immer es gebraucht wurde.

Als sie im Heiligen Land ankam, schlossen sich ihr etwa 40 israelische, palästinensische und internationale AktivistInnen an; und gemeinsam mit Benjamin von Mendelssohn leitete sie die erste Grace-Pilgerschaft durch den Norden Israels und die Westbank, bis sie in Jerusalem ankamen. Beim Eintritt in die Westbank am 9. November feierte die Gruppe den ersten „Global Grace Day” vor der israelischen Trennungsmauer.

Grace-Pilgerschaften sind Friedensaktionen und Akte des heiligen Aktivismus, die auf Mitgefühl, Frieden und tiefem inneren Wandeln basieren. Die PilgerInnen gehen in Krisengebiete, um zuzuhören und sich mit der humanen Essenz der Menschen zu verbinden, die oft unter vielen Schichten verborgen ist. „Grace“ ist das, was in diesen Begegnungen geschieht – Menschen treffen sich voller Empathie, ohne sich Ideologien überzustülpen, so dass neue Einsichten und Versöhnung in diesen gemeinsamen Raum eintreten können.

Mauern der Trennung fallen in sich zusammen, wenn wir merken, dass der bisherige Feind ein Mensch ist wie wir und dass es nur den erlittenen Schmerz verlängert, wenn wir den Kreislauf von Hass und Rache fortführen. Wir haben viele solche „Wunder“ während unserer Pilgerschaften erlebt. Wenn wir als Menschen der westlichen Kultur in Krisengebiete reisen, sehen wir uns auch mit den Schattenseiten unserer eigenen Kultur konfrontiert. Dadurch können wir unsere meist unbewussten Muster von Feindschaft, Gewalt und Verteidigung heilen, die das gesamte kapitalistische System am Laufen erhalten.

Geschichte der Grace Pilgerschaften

2005: Erste Grace Pilgerschaft durch Nahost
2006: Berlin, Holocaust-Gedenkstätte
2007: Israel-Palästina, fast 350 km von Eilat durch die Wüste nach Jerusalem.
2008: Pilgerschaft an wichtige Orte der Friedensgemeinde San José de Apartadó, Kolumbien
2009: Portugal, vom Steinkreis bei Évora zum Steinkreis von Tamera
2010: Bogotá, Kolumbien
2012: Israel-Palästina
2015: Walking Water (Los Angeles) – Sabine Lichtenfels und Benjamin von Mendelssohn als Teilnehmer
2016: Walking Water Portugal – Verbindung der Grace-Pilgerschaft mit Walking Water – Pilgerschaft durch das Flusssystem des Sado

Video

 „Wir weigern uns, Feinde zu sein”
Sehen Sie den Dokumentarfilm von Angelika Reicherter über die Grace-Pilgerschaft 2005 in Israel-Palästina

„Hoffnung für Kolumbien”
Sehen Sie den Dokumentarfilm über die Grace-Pilgerschaft 2010 in Bogotá, Kolumbien:

Global Grace Day

Wir feiern den Global Grace Day jedes Jahr am 9. November – ein Datum, das in der deutschen und der jüdischen Geschichte sowohl für Schmerz als auch für Hoffnung steht. Der Holocaust begann mit der Reichskristallnacht am 9. November 1938, als Hunderte von Synagogen abgebrannt wurden und über 30.000 Juden in Konzentrationslager deportiert wurden. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer.

Durch die Feier des Global Grace Day auf Pilgerschaften und anderen Friedensaktionen weltweit kommen wir als planetarische Gemeinschaft zusammen, um ein Zeichen zu setzen für eine wiedervereinigte Welt ohne Mauern und Kriege, um global unsere Absicht zu zeigen, eine Kultur des Vertrauens, der Wahrheit und der Solidarität aufzubauen.

Wir laden Gruppen und Einzelpersonen weltweit ein, sich an ihren Heimatorten im Namen von Grace zu versammeln. Sabine Lichtenfels stellt eine Meditation für den Globale Grace Day in verschiedenen Sprachen zur Verfügung, die an diesem Tag genutzt werden kann, um als Gruppen in Meditation zu gehen oder Aktionen zu begleiten.

www.tamera.org