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Rückblick auf den Kurs “Cooperation with Animals“

Inmitten globaler Krisen und eines immer lauter werdenden Rufes nach Wandel versammelte sich in Tamera eine Gruppe Menschen, um einer radikalen Frage nachzugehen: Was geschieht, wenn wir Tieren wirklich zuhören – nicht als Halter, Forscher oder Nutzer, sondern als gleichwertige Partner? 

Tamera eröffnete mit seinem diesjährigen Kurs Cooperation with Animals in der ursprünglichen Landschaft des Alentejo ein lebendiges Erfahrungsfeld, das neue Perspektiven eröffnet. Einige Teile des Kurses waren auch für Nachbarn und Freunde aus der Region offen – ich bin der Einladung mit Interesse gefolgt.

von Julia Schütrumpf, 15/5/2025

Kommunikation mit Wildschweinen

 

Geleitet wurde der Kurs von Heike Kessler und Barbara Kovats, zwei Pionierinnen der Tierkommunikation, die ein integraler Teil des Heilungsbiotops Tamera ist. Wenn die beiden über Wildschweine sprechen, leuchten ihre Augen und man spürt die Begeisterung für die wilden Tiere, die seit 2011 auf dem 134 Hektar großen Gelände Schutz vor der Jagd finden. Anfangs sorgten die Wildschweine für erhebliche Irritationen – sie durchwühlten Gemüsegärten und störten den Alltag der Gemeinschaft.

Doch anstatt sie zu vertreiben, wurden sie zum Ausgangspunkt eines neuen Forschungsfeldes innerhalb von Terra Deva, dem Bereich für spirituelle Ökologie in Tamera. Inspiriert von Eike Braunroths Ansatz begannen Menschen, mit den Wildschweinen auf friedliche Weise zu kommunizieren – über Meditation, Vereinbarungen, Rückzugsräume und das bewusste Teilen von Ressourcen. Heute gelten sie als Mitgestalter der Landschaft und geben durch ihr Verhalten wertvolle ökologische Hinweise. Ihre wilde Präsenz erinnert uns an unsere eigene ungezähmte, sinnliche Körperlichkeit.

All-Einheit allen Seins

 

Beim Vortrag von Monika Alleweldt, Dipl.-Agraringenieurin, Autorin, und langjährige Mitarbeiterin für den Plan der Heilungsbiotope, wurde mir der Grundgedanke dieses Kurses noch stärker bewusst: Die Erfahrung allen Seins als Einheit als Grundlage einer spirituellen Ökologie ist vielleicht nicht die einzig mögliche Haltung gegen den Raubtierkapitalismus unserer Zeit, aber durchaus eine, die plausibel ist  – und mir imponiert.

Wenn wir aufhören, Tiere als „die anderen“ zu betrachten, beginnen wir uns selbst als Teil eines größeren Organismus zu begreifen. Monika spricht mit klarem Blick und großem Engagement über eine andere Realität, in der wir uns selbst als Teil eines großen Bewusstseins verstehen und in Frieden mit unseren Mitgeschöpfen koexistieren. Ein Weltverständnis, in dem wir allen Wesen auf Augenhöhe begegnen, verändert nicht nur unsere persönliche Haltung, sondern auch unser politisches Handeln.

Erinnerung an Eike Braunroth

 

Neben Gastlehrern wie der international renommierten Tierkommunikatorin Anna Breytenbach und dem spirituellen Lehrer Brad Laughlin war auch ein Beitrag von Eike Braunroth geplant – dem großen Tierfreund, Psychologen und Forscher, der sich Zeit seines Lebens für ein friedvolles Miteinander von Menschen und sogenannten „Schädlingen“ wie Schnecken engagierte, die er als seine Kooperationspartner bezeichnete. Kurz vor Kursbeginn verstummte seine irdische Stimme.

In liebevoller Erinnerung gedenken wir eines langjährigen Freundes Tameras, geschätzt für seinen Mut, seine Empathie und seine visionäre Sicht auf die Verbindung zwischen Mensch und nicht-menschlichem Leben.

Sprache der Singvögel, Hühner, Ratten und Bienen

 

Auf einem morgendlichen Vogelspaziergang zeigte uns Rei Segali, wie wir in eine feinfühlige Verbindung mit Singvögeln treten können. Weitere Stationen führten zum Hühnerprojekt Tameras, zur erfolgreichen Kooperation mit Ratten und zu einem berührenden Einblick in den achtsamen Umgang mit Bienen – Wesen, die als „Liebende den erotischen Körper der Erde beleben“ und in einer feinsinnigen Sprache aus Duft, Klang, Geräusch und Berührung kommunizieren.

Begegnungen mit Hunden

 

An den ersten sonnigen Maitagen begleiteten uns die Hunde aus dem Hundesanktuarium auf unseren Spaziergängen. Gesäumt von Korkeichen und Eukalyptus geht der Weg über blühende Wiesen und Hügel. Die meisten Hunde haben Traumatisches erlebt – und beginnen hier langsam zu heilen, bevor sie in ein neues Zuhause vermittelt werden. Ein Teilnehmer erzählt von einer Begegnung im Gehege:

Jacko kam einfach zu mir gelaufen, lehnte sich lange an mich – ganz ruhig und vertrauensvoll. Da atmeten wir beide tief durch und konnten uns immer mehr entspannen.

Vertrauensvolle Begegnungen mit Tieren wirken heilsam – ein Effekt, der auch wissenschaftlich belegt ist: Im positiven Kontakt zwischen Lebewesen wird Oxytocin freigesetzt – das Bindungshormon. Es reduziert Stress, fördert Vertrauen, beruhigt das Nervensystem und unterstützt Heilungsprozesse – bei Mensch und Tier gleichermaßen.

Die große Gemeinschaft des Lebendigen

 

Am meisten berührt hat mich, nicht zum ersten Mal, die Schönheit von Terra Deva, einem heiligen Naturraum und, neben dem Steinkreis, ein Kraftort von Tamera.

Es ist ein Stück naturbelassener Landschaft, ein Waldstück mit Lichtungen, mit künstlerischen Installationen und Figuren liebevoll gestaltet. Im Rauschen der hohen Bäume plätschert leise eine Trinkwasserquelle: Hier scheint die Zeit still zu stehen und wir erleben die Erde nicht als Ressource, sondern als lebendigen Organismus, deren Teil wir selbst sind und mit dem wir in einer bewussten Beziehung stehen können.

Nature is alive and talking to us. This is not a Metaphor. (Terence McKenna)

Im Workshop von Martin Winiecki, dem Leiter des Instituts für Globale Friedensarbeit in Tamera, hinterfragen wir anthropozentrische Glaubenssätze. Wie ändert sich unser Bewusstsein, wenn wir die Welt nicht nur durch menschliche Augen sehen, sondern uns als Teil eines größeren, lebendigen Netzwerks verstehen können? Ganz im Sinne des Lakota Prinzips von „Mitákuye Oyás’in“: Wir sind alle verwandt.

Eine Kultur jenseits der Angst

 

Gemeinsam stellen wir die Frage: Wie könnte eine Kultur aussehen, in der es keine Angst mehr gibt? Was geschieht, wenn wir unsere menschliche Herrschaftsrolle hinterfragen? Barbara erzählte uns, dass Kühe – anders als in der konventionellen Milchindustrie – nicht zwangsweise Kälber gebären müssen, um Milch zu geben. In Hare-Krishna-Gemeinschaften produzieren Kühe auch durch liebevolle Zuwendung Milch. Wird ein Lebewesen in seinem Sein erkannt und wertgeschätzt, wächst in ihm oft ganz natürlich der Wunsch, sich zu verbinden, zu schenken und Teil eines größeren Miteinanders zu sein. Der Kurs Cooperation with Animals bot für mich eine tiefgehende Erkenntnis: Kooperation ist ein universelles Lebensprinzip und Kommunikation bildet die Grundlage für eine friedliche Koexistenz. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt:

Es ist beeindruckend, wie viel wir lernen können, wenn wir wirklich zuhören und mit allen Lebewesen respektvoll umgehen.

Diese Erkenntnisse fließen auch in den Online-Kurs Kontakt zwischen Mensch, Tier und Natur ein. Der beliebte und vielseitige Online-Kurs öffnet den Blick für das große Netzwerk des Lebens und lädt dazu ein, eine neue, friedvolle Kultur mitzugestalten.

Online Kurs “Kontakt zwischen Mensch, Tier und Natur: https://terra-nova.earth/kontakt-mensch-tier-natur/

Bienen Projekt: https://beewisdom.earth/

Eike Braunroths Seite: https://naturkooperation.org/eike-braunroth.html

Hund Jacko zur Adoption: https://dogs-heal.org/jacko-gentle-and-loving/

Julia Schütrumpf (*1975) ist Mutter von zwei Kindern und studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Heute widmet sie sich interdisziplinären Themen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Heilung: den Neurowissenschaften, der Traumaforschung, sowie der Bindungs- und Resilienzforschung. Ihr besonderes Interesse gilt der heilsamen Wirkung von Oxytocin, der tiergestützten Therapie und der Friedensarbeit im persönlichen wie gesellschaftlichen Kontext.

www.tamera.org